Bundespräsident a. D. Joachim Gauck wurde am 5. Dezember 2024 mit dem Benediktpreis von Mönchengladbach, einer der wichtigsten Auszeichnungen in Nordrhein-Westfalen, vor etwa 300 geladenen Gästen im Haus Erholung zu Mönchengladbach geehrt.

In seiner Laudatio hob Ministerpräsident Hendrik Wüst besonders Gaucks Einsatz für eine wehrhafte Demokratie, Freiheit und christliche Werte hervor. Er betonte, dass Gauck stets eine klare Haltung hatte und sich nicht scheute, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Bereits 2014, und zwar vor der Annexion der Krim durch Russland, hatte er dazu aufgerufen, sich nicht vor der deutschen Geschichte zu verstecken und sich für die nationale Sicherheit und die Demokratie stärker zu engagieren. In der Flüchtlingskrise 2015 warnte er vor den Grenzen der Belastbarkeit und mahnte eine ausgewogene, aber entschlossene Haltung im Sinne eines Gleichgewichts zwischen den Anforderungen durch Migration und den Menschenrechten an. Gauck wurde von dem Laudator als ein Menschenrechtsverteidiger und ein Mutmacher beschrieben, der nie den Weg des einfachen Konsenses wählt, sondern sich für die langfristige Wahrung von Werten einsetzt.

Gaucks Biographie ist stark von den Erfahrungen mit einem totalitären System geprägt. Aufgewachsen in der DDR, erlebte er den Druck eines sozialistischen Regimes und engagierte sich als evangelischer Pfarrer in der kirchlichen Opposition. Nach dem Fall der Mauer nahm er eine führende Rolle in der Bürgerrechtsbewegung „Neues Forum“ ein und setzte sich für die Demokratisierung der ehemaligen DDR ein. Als Vorsitzender des Sonderausschusses zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit trug er maßgeblich dazu bei, dass die demokratischen Werte auch in diesem Teil Deutschlands Realität wurden. Seine zehnjährige Tätigkeit als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen bestärkte seine konsequente freiheitliche Haltung.

Auch nach seiner Zeit als Bundespräsident (2012-2017) engagiert sich Gauck weiterhin für die freiheitliche Demokratie. In öffentlichen Äußerungen und in seinen Büchern warnt er regelmäßig vor drohenden Gefahren, aktuell insbesondere auch durch grenzüberschreitende, autoritäre Tendenzen in Russland oder auch in anderen Staaten. Gaucks christlich geprägtes Wertefundament bildet dabei die Basis seiner politischen Überzeugungen. Er versteht sich als Vermittler, der in einer zunehmend polarisierten Welt die Zuversicht in die Stärke der Demokratie bewahren möchte.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs würdigte Gauck als eine Persönlichkeit, die durch klare Haltung und mit hohem Engagement Verantwortung für Staat und Gesellschaft übernommen habe und immer noch übernimmt und vorbildhaft in ihrer Mahnung zur Verteidigung der Demokratie sei. Seine Ideen, betonte Heinrichs, würden in Mönchengladbach immer wieder gelebt.

Ulrich M. Harnacke, Vorsitzender des Vereins Benediktpreis von Mönchengladbach, erinnerte in seiner Rede an den Namensgeber des Preises, den heiligen Benedikt von Nursia, der für die Einheit von Glaube und Vernunft steht und sich als Brückenbauer zwischen Kulturen, Ideen und Menschen versteht. Diese Werte seien heute ebenso aktuell wie zu seiner Zeit. Gauck, so Harnacke, teile diese Werte. Er mache immer wieder das hohe Gut der Freiheit in Verantwortung bewusst und fordere zu Vertrauen in die Stärke unserer Demokratie und in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes auf.

Joachim Gauck unterstrich in seinen Dankesworten diese Haltung. In einer bemerkenswerten Rede setzte er einen Schwerpunkt auf die Bedrohung von Freiheit und Demokratie durch Russland unter Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg in der Ukraine, den er als gegenwärtig größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit Europas bezeichnete.

Der Geehrte, der sich zeitlebens für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eingesetzt hat, hob angesichts der geradezu dramatischen Bedrohung dieser Werte durch den russischen Angriffskrieg die Bedeutung einer stabilen, freiheitlich-demokratischen, wehrhaften Gesellschaft als besonders wichtig hervor. Er appellierte an die westlichen Demokratien, sich engagiert für diese Werte einzusetzen und betonte besonders die Bedeutung von Mut und glaubwürdiger Abschreckung bis hin zu militärischer Entschlossenheit.

Gauck kündigte an, das Preisgeld von 5000 Euro für die Unterstützung der Ukraine zu spenden, die seiner Meinung nach dringend die Unterstützung der westlichen Welt benötigt.

Seine Ausführungen wurden mit stehendem Applaus gewürdigt.

Der Festakt wurde durch das Vitus-Quartett der Niederrheinischen Sinfoniker musikalisch begleitet und klang in einem Empfang in den Gesellschaftsräumen der Erholung aus.

Joachim Gauck - Eintrag ins Goldene Buch

Joachim Gauck

Verleihung des Benediktpreises von Mönchengladbach

  1. Dezember 2024, Mönchengladbach

Dankesrede des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck

Es gilt das gesprochene Wort.

Haben Sie herzlichen Dank für diese schöne Einladung nach Mönchengladbach. Einige von Ihnen wissen es vielleicht: Obwohl ich aus dem Norden stamme, empfinde ich eine besondere Verbundenheit zu Nordrhein-Westfalen und seinen Menschen. Ich komme immer wieder gerne in diesen Teil unseres Landes. Herr Ministerpräsident, ich danke Ihnen von Herzen für Ihre bewegenden Worte zu meinem Wirken.

Hier die ganze Rede.

Es gilt das gesprochene Wort.

Laudatio von Ministerpräsident Hendrik Wüst MdL

auf Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck anlässlich der Verleihung des Benediktpreises Mönchengladbach 2024

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Heinrichs, sehr geehrter Herr Prof. Kania,

sehr geehrter Herr Harnacke,

sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums und des Vorstands des Benediktpreisvereins,

ich grüße die Abgeordneten des Landtags Vanessa Odermatt und Jochen Klenner, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Hoogtanders,

meine Damen und Herren und vor allem: verehrter Herr Bundespräsident, lieber Joachim Gauck,

„Ora et labora“ – so lautet das Motto der Benediktiner. Des Ordens, der über Jahrhunderte die Stadt Mönchengladbach geprägt und ihr ihren Namen gegeben hat. Des Ordens, nach dem auch der Benediktpreis benannt ist. „Ora et labora“ – das Motto passt auch sehr gut zu der Persönlichkeit, die wir heute ehren: „Bete und arbeite“. Reflexion und Aktion. Das verkörpert der heutige Preisträger Joachim Gauck in Reinform.

… Hier die ganze Rede.

Es gilt das gesprochene Wort.

Rede des Oberbürgermeisters Felix Heinrichs

Liebe Festgäste,

ich begrüße Sie herzlich im Haus Erholung zur Verleihung eines besonderen Preises an einen außergewöhnlichen Preisträger. Ich freue mich sehr, den früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, in Mönchengladbach willkommen zu heißen.

Ich begrüße auch die Gäste von Bundes- und Landesebene, die Bürgermeisterin unserer Partnerstadt Roermond sowie die Mitglieder von Vorstand und Kuratorium des Vereins „Benediktpreis von Mönchengladbach“. Herzlichen Dank dem Vitus-Quartett der Niederrheinischen Sinfoniker für den lebendigen Auftakt der Feierstunde sowie der Gladbacher Bank für die großzügige Unterstützung.

… Hier die ganze Rede.

Es gilt das gesprochene Wort.

Rede von Ulrich Harnacke 

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Ehre, Sie alle heute zur Verleihung des Benediktpreises von Mönchengladbach willkommen zu heißen. Wir sind glücklich über unseren diesjährigen Preisträger, Herrn Bundespräsident a. D. Joachim Gauck. Wir freuen uns sehr über die Anwesenheit und die Laudatio des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Landtags, Herrn Hendrik Wüst. Bitte begrüßen Sie mit den Genannten auch den Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach, Herrn Felix Heinrichs, die Mitglieder des Landtages Jochen Klenner und Vanessa Odermatt sowie die Bürgermeister Yolanda Hoogtanders aus Roermond, Josephine Gauselmann, Petra Heinen-Dauber und Hajo Siemes aus Mönchengladbach.

… Hier die ganze Rede.